Mond - Geschichte 

Der Mond in der Antike

Bild vergrößernDas doppelte Sphärensystem nach Empedokles
©Mission Mond
Etwa mit Beginn des 6. Jahrhunderts vor Christus begann die Zeit, in der - zumindest in der Gelehrtenwelt - die mythologische Deutung der Naturphänomene zunehmend abgelehnt wurde. Stattdessen versuchten verschiedene Philosophen, alle Bewegungen und Veränderungen sowohl der irdischen als auch der kosmischen Materie auf Gesetzmäßigkeiten zurückzuführen, die allein in der Natur selbst begründet sind. Über den Mond gingen die Auffassungen weit auseinander: Gehörte er zu den himmlischen Sphären, in der ideale Gesetzmäßigkeiten herrschen, oder war er eher eine zweite Erde mit all ihren Unregelmäßigkeiten?

Bild vergrößernTotale SoFi (28.5.585 v.Chr.)
©Kosmos Planetarium Bessel 4.0

Als erster griechischer Geometer und Astronom wird Thales von Milet angesehen, der nach der Überlieferung den Ioniern für das Jahr 585 v. Chr. eine Sonnenfinsternis vorausgesagt hatte. Auch soll er als erster gesagt haben, "dass die Sonne durch den Mond verfinstert wird, indem dieser unter die Sonne tritt" (Aetios).

Bild vergrößernSonnenfinsternis
©P. Stättmayer
Volkssternwarte München

Eine Verfinsterung durch den Mond bedeutet, dass der Mond "undurchsichtig" ist. Über die Substanz des Mondes gingen aber die Ansichten auseinander. Nach ältester Auffassung war der Mond ein feurig leuchtender Körper wie die Sonne und die Sterne. Schon Thales soll aber "als erster erkannt haben, dass der Mond von der Sonne beleuchtet wird" (Aetios), was später auch allgemein anerkannt wurde. Für einige Philosophen, beispielsweise Anaxagoras (etwa 450 v.Chr.), war damit klar, dass der Mond deshalb auch aus den vier Elementen der Erde bestehen müsse. Dieser Gedanke konnte sich aber nicht durchsetzen. Die bis zu Zeiten von Galileo Galilei (17. Jhd. n.Chr.) vorherrschende Lehrmeinung war stattdessen, dass Sterne und Planeten aus einem fünften Element, der "Quintessenz" oder Äther, bestehen, dass der Mond als "unterster Stern" aber eine Mischung aus Äther und Luft sei. Die Luft sollte die dunklen Flecken, das "Mondgesicht" erklären.

Bild vergrößernGeozentrisches Weltsystem
©Mission Mond

Mit der Ansicht über die Substanz des Mondes ging die Vorstellung über den Schalenaufbau des Kosmos einher: im Zentrum die Erdkugel, auf ihr das Element Wasser, darum eine Hülle aus dem Element Luft und darüber das Feuer der Sonne und der Äther der Sterne. Nach der Elementlehre des Aristoteles (384 – 322 v.Chr.) strebt jedes Element seinem "natürlichen Ort" zu: erdähnliche Körper, wie Steine, möchten deshalb zum Zentrum gelangen, während Feuer nach oben strebt. Gemäß dieser physikalischen Theorie konnte die Erde somit nur fest im Zentrum der Welt stehen.

Bild vergrößernGeozentrisches Weltbild
©Mission Mond

Im geozentrischen Weltbild bewegen sich Mond, Sonne, Planeten und Sterne im täglichen Umschwung auf Kugelschalen um die Erde. Die äußerste Schale trägt die Fixsterne, ihre Bewegung ist gleichmäßig und ihre Gestalt gleicht der einer idealen Kugel. Die Bewegung von Sonne, Mond und Planeten aber ist nicht völlig gleichmäßig. Die Planeten vollführen gar eigentümliche rückläufige Bewegungen relativ zu den Fixsternen. Diese scheinbaren Bewegungen werden vom Umlauf der Erde um die Sonne verursacht, wie Kopernikus es etwa 1.500 Jahre später postuliert hat.

Bild vergrößernEpizyklen nach Hipparchos von Nicaea
©Mission Mond

Der in Alexandria wirkende griechische Astronom und Mathematiker Klaudios Ptolomaios (2. Jhd. n.Chr.) jedoch hatte in seinem berühmten Werk "Almagest" ein kompliziertes Räderwerk von exzentrischen Kreisbahnen, auf denen wiederum kreisförmige Epizykel umliefen, erstellt. Die Perfektion dieses ptolomaischen Weltsystems war derart, dass damit tatsächlich alle Bewegungen der Planeten mit hoher Präzision berechnet werden konnten.

Bild vergrößernEntfernung Erde-Sonne nach Aristarch von Samos
©Mission Mond

Schon sehr viel früher hatten Astronomen versucht, etwas über die Größe und den Abstand von Mond und Sonne zu erfahren. Aus Messungen der Dauer von Sonnen- und Mondfinsternissen und des Winkels zwischen der Sonne und dem Halbmond hatte Aristarch von Samos (um 280 v.Chr.) gefolgert, dass die Entfernung Erde-Sonne 18 bis 20 mal größer sei als die Entfernung Erde-Mond. Da uns der Mond und die Sonne etwa gleich groß erscheinen, müssen deshalb auch die Durchmesser im gleichen Verhältnis stehen.

Aus heutiger Sicht wissen wir, dass seine Messmethode zwar theoretisch funktioniert, aber in der Praxis enorme Fehler auftreten. Dennoch konnte Aristarch den Monddurchmesser recht genau schätzen: Das Verhältnis zwischen Mond- und Erddurchmesser liege nach seinen Angaben zwischen 43:108 und 19:60, d.h. zwischen 0,4 und 0,32. Tatsächlich beträgt das Verhältnis der beiden Durchmesser 0,27.

Bild vergrößernErdumfang nach Erathostenes
©Mission Mond

Den Erdumfang bzw. Erddurchmesser hatte Erathostenes (275 – 194 v.Chr.) dann mehr als hundert Jahre später recht genau aus den unterschiedlich langen Schatten bestimmt, die die Sonne an zwei Orten mit unterschiedlichem Breitengrad wirft. Ausgehend von Reiseberichten der Seefahrer entwickelte Erathostenes auch eine Karte von den damals bekannten Ländern und Meeren.

Bild vergrößernVollmond
©Lick Observatory

Diese Beschreibung lieferte dem griechischen Philosophen Plutarch (45 - 120 n.Chr.) in seinem Werk "Das Mondgesicht" ein Argument gegen die Hypothese, dass die dunklen Flecken auf dem Mond einfach die Spiegelung der Erdoberfläche seien: "Das äußere Meer hat eine einheitliche Beschaffenheit und ist ein zusammenhängendes Gewässer; die dunklen Flecken im Mond bieten dagegen kein geschlossenes Bild, sondern es gibt gewissermaßen Landengen, wo das Helle das Dunkle durchteilt und durchschneidet."

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Autor dieses Artikels:  Prof. Dr. Bruno Deiss

In Zusammenarbeit mit dem Physikalischen Verein, Frankfurt a.M.
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