Mond - Geschichte 

Mondnamen und -mythen

Bild vergrößernBabylonische Siegel
©D. Nielsen
In den Mythen vieler Kulturen der Welt ist der Mond mit einer weiblichen Gottheit verknüpft. Die Herkunft dieser Gottheiten ist oft eingewoben in Erzählungen von einer Generationenabfolge unterschiedlicher Götter und Dämonen und deren Kampf untereinander. Damit wird das Entstehen der Welt mit ihren vielfältigen Formen und Erscheinungen und auch erkennbar widerstreitenden Kräften mythologisch erklärt. Und auch die Abgründe menschlichen Verhaltens werden dabei in den Himmel projiziert.

Bild vergrößernArtemis als Jägerin
©Mission Mond

Antikes Griechenland und Rom:
Artemis und Diana

Der Dichter Hesiod hat im 8. Jahrhundert v.Chr. die Vorstellungen der Griechen von der Götterwelt in Versform gebracht. Artemis war die Göttin des Waldes und der Jagd und die Personifikation des Mondes. Ihr Zwillingsbruder Apollo hingegen wurde mit der Sonne gleichgesetzt.

Ab dem 6. Jahrhundert v. Chr. ging die griechische Mythologie durch den Einfluss der griechischen Kolonien in Süditalien auch in die spätere römische Götterwelt ein. So übernahm die römische Göttin der Jagd Diana die Attribute von Artemis, der oberste Gott Jupiter wurde mit dem griechischen Gottvater Zeus gleichgesetzt.

Bild vergrößernAktaion überrascht Diana
©Tizian

Auf Darstellungen ist Artemis (Diana) an ihrer Jagdausrüstung zu erkennen. Die Amazonen, Kriegerinnen und Jägerinnen wie sie selbst, begleiteten sie ständig. Artemis war das Symbol für Jungfräulichkeit, und jeder, der ihre Jungfräulichkeit oder die ihrer Begleiterinnen in Gefahr brachte, wurde hart bestraft. Als Artemis einmal nackt in einem Teich badete, wurde sie von dem Jäger Aktaion beobachtet. Daraufhin wurde sie so ärgerlich, dass sie ihn in einen Hirsch verwandelte. Nun hatte er keine Möglichkeit mehr, sein Geheimnis preiszugeben, dass er Artemis nackt gesehen habe. Sein Ende war damit besiegelt, denn seine eigenen Jagdhunde hetzten ihn daraufhin zu Tode.

Bild vergrößernSoma
©Mission Mond

Hinduistische Mythologie
Jeder einzelne Teil des Kosmos ist nach hinduistischer Auffassung eine Offenbarung einer zugrundeliegenden Gottheit. Alle Geschehnisse in der Zeit sind Ausdruck der ewigen Wiederkehr eines immer gleichen Zyklus mythologischer Handlungen der verschiedenen Götter und Dämonen. Soma ist der Gott des Mondes. In Darstellungen fährt er mit einem geschmückten Triumphwagen über den Himmel. Soma war auch der Name des Lebens-Elixiers der Götter, dessen Genuss Unsterblichkeit garantierte. Und der Mond war der Ort, an dem die Götter das Elixier aufbewahrten. Auf Grund der berauschenden Wirkung dieses Elixiers wurde Gott Soma auch mit der Trunkenheit in Verbindung gebracht.

Nach hinduistischer Auffassung nimmt immer dann, wenn die Götter Soma trinken, der Mond ab, da die Götter dabei seine unsterblichen Eigenschaften aufbrauchen. Dass alle Hasen als Inkarnation des Gottes Soma angesehen werden, beruht auf der Ansicht, dass der Mond von einem Hasen bewohnt werde.

Bild vergrößernCoyolxauhqui
©Mission Mond

Aztekische Mythologie
Coyolxauhqui war die die Mondgöttin des mittelamerikanischen Volkes der Azteken. Übersetzt bedeutet ihr Name "Goldene Glocken". Coyolxauhqui wurde allerdings von ihrem Bruder, dem Sonnengott Huitzilopochtli, aus Rache erschlagen und zerstückelt. Denn die Mondgöttin hatte ihre anderen vierhundert Brüder und Schwestern aufgestachelt, ihre eigene Mutter, die Erdgöttin Coatlicue zu töten, die gerade mit dem Sonnengott Huitzilopochtli schwanger war.

Bild vergrößernCoatlicue
©Mission Mond

Diese Schwangerschaft war auf magische Weise zustande gekommen, als eine Kugel weißer Federn vom Himmel gefallen war und ihre Brust berührt hatte. Ihre Kinder fühlten sich allerdings durch diese geheimnisvolle Schwangerschaft von ihrer Mutter tief entehrt. Coatlicue aber gebar den Sonnengott Huitzilopochtli und schon bei seiner Geburt war er in eine blaue Rüstung eingekleidet. Daraufhin tötete er die Mondgöttin und ihre vierhundert Sternengeschwister. Coatlicue aber bedauerte diese Gewalttat, woraufhin ihr Sohn den Kopf der Mondgöttin Coyolxauhqui abschnitt und hoch in den Himmel schleuderte, wo er den goldglimmenden Mond bildete.

Bild vergrößernFliegender Schamane
©Dr. Elmar R. Gruber

Mythologie der Inuit
Bei einigen Völkern der Ureinwohner Grönlands sowie der arktischen Regionen Alaskas und Kanadas ist Anningan der Name des Mondgottes. Vor langer Zeit entführte Anningan seine Schwester Malina, die Göttin der Sonne, und vergewaltigte sie. Seit dieser Zeit hetzt er sie hartnäckig über den Himmel. Das ist der Grund, weshalb Sonne und Mond immer zu verschiedenen Zeiten aufgehen. Anningan betreibt die Verfolgung seiner Schwester derart beharrlich, dass er keine Zeit zum Essen findet und dabei immer dünner und dünner wird. Das geht so lange, bis er schließlich zur Erde herunterkommen und nach Essen jagen muss. Jeden Monat ist deshalb der Mond für drei Tage nicht zu sehen.

Anningan und Malina hassen einander und alle Mitglieder des jeweils anderen Geschlechts. Ab und an passiert es wieder, dass der Mondgott die Sonnengöttin erneut vergewaltigt, wobei sich dabei die Sonne verfinstert. Nach Ansicht der Inuit sollten Männer während einer Sonnenfinsternis in ihren Häusern bleiben, wenn sie nicht Gefahr laufen wollen, ernsthaft zu erkranken. Das gleiche gilt für Frauen bei einer Verfinsterung des Mondes, da dann die Gefahr besteht, dass Anningan ihnen Krankheit und Leid zukommen lässt.

Bild vergrößernNebensonne (Parhelion)
©J. Chappelow

Wenn ein Mann stirbt, oder wenn ein Mädchen geboren wird, zeigt der Mondgott Anningan seinen Kummer dadurch, dass er sich mit einem Ring umgibt. Die Sonnengöttin Malina ist dann allerdings hoch erfreut und erscheint bei solchen Gelegenheiten gleich mehrfach.

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Autor dieses Artikels:  Prof. Dr. Bruno Deiss

In Zusammenarbeit mit dem Physikalischen Verein, Frankfurt a.M.
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