Mond - Geschichte 

Der Mond im Wandel der Geschichte

Bild vergrößernDer erste Science-Fiction-Film: Die Reise zum Mond
©G. Méliès
In den Mythen fast aller Kulturen spielte und spielt der Mond eine besondere Rolle. Das "Auge der Nacht" nannte ihn der griechische Dichter Aischylos. Er erscheint uns auf der Erde ebenso groß wie die strahlende Sonne und in vielen Mythen sind die göttlichen Wesen Sonne und Mond ein eng verwobenes Paar. Aber im Unterschied zur Sonne und auch zu den anderen Himmelskörpern vollführt der Mond eine eigentümliche Bewegung am Himmel: Mal ist er nur am Abendhimmel zu sehen, mal nur am frühen Morgen, dann wieder nur in der Nacht, aber manchmal auch am Tage. Auch ändert er - von unserem irdischen Standort aus betrachtet - auf eindrucksvolle und manchmal rätselhafte Weise in festem Rhythmus seine Gestalt.

Bild vergrößernGeozentrisches Weltbild
©Mission Mond

Die Bilder, die uns von den vielen Mondmissionen erreicht haben, zeigen klar und deutlich: Die Erde steht nicht im Mittelpunkt der Welt, wie es bis zu Zeiten von Galileo Galilei gängige Lehrmeinung war. Dennoch: Wenn wir von der Erde aus den nächtlichen Himmel betrachten und über längere Zeit die Bewegung der Planeten und Sterne verfolgen, drängt sich der Eindruck auf, dass wir uns im ruhenden Zentrum einer gigantischen Kugelschale befinden, auf der sich die Himmelskörper befinden, die in steter Bewegung die Erde umkreisen. Das heißt, die für jeden erfahrbaren Phänomene legen eine geozentrische Weltsicht nahe, wie sie der griechische Astronom Claudius Ptolomäus beschrieben hatte.

Bild vergrößernTarot-Karte XVIII: Der Mond
©Mission Mond

Der unaufhörliche Wechsel von Tag und Nacht, der tägliche Umschwung aller Himmelskörper von Ost nach West, der Rhythmus der Jahreszeiten, die allmähliche Bewegung der Planeten, der Sonne und des Mondes durch die Sternbilder hinweg, all das offenbart dem Betrachter ein recht komplexes und verwirrendes Geschehen am Himmel. Schon lange bevor der Astronom Nikolaus Kopernikus Ende des 15. Jahrhunderts sein heliozentrisches Weltsystem vorstellte, haben Menschen überall auf der Welt das kosmische Geschehen, dessen Ursache und Ursprung und dessen Wirkung auf das irdische Geschehen gedeutet und in eine für sie verstehbare Form gebracht. Durch mythische Erzählungen von Taten schier übermenschlicher Helden oder recht menschlich erscheinender Gottheiten wurde Ordnung in den Kosmos gebracht, der Himmel und Erde gleichermaßen umfasst.

Bild vergrößernDie Wanderung des Mondes durch den Tierkreis
©Mission Mond

Schon bei einer flüchtigen Betrachtung unterscheidet sich der Mond deutlich von den anderen Himmelskörpern, meistens ist er weder ideal rund noch erscheint seine Oberfläche makellos wie die der Sonne. Die Mondphasen - das periodische Wachsen und Vergehen - erinnern an den irdischen Lebensrhythmus. Auch wandert er schneller als alle anderen Planeten durch die Tierkreiszeichen: Wozu die Sonne ein Jahr benötigt, erledigt der Mond in etwa 29 Tagen. Entsprechend wandert sein Aufgangspunkt am Horizont innerhalb eines Monats von Nordost nach Südost und wieder zurück. Es sind diese flinken Änderungen, die ihn in besonderer Weise mit dem irdischen Geschehen verbunden erscheinen lassen.

Seine gut erkennbare Gestaltänderung machte ihn zum idealen Zeiger für das Fortschreiten der Zeit und somit zur idealen Grundlage für die Erstellung eines Kalenders. Denn mit Hilfe der Mondphasen ließ sich die ansonsten kaum unterscheidbare Abfolge der Tage in praktische Einheiten unterteilen, nämlich in Wochen und Monate.

Bild vergrößernStonehenge
©RedShift Sternenkunde

In vielen Kulturen, von der babylonischen und ägyptischen bis zu der der Inkas und Azteken, wurden die Vorgänge am gestirnten Himmel systematisch beobachtet. Vielfach wurden Bauwerke eigens zu diesem Zweck errichtet. Dies waren aber in der Regel keine Observatorien im heutigen Sinne, sondern Kultstätten, die Abbilder der jeweiligen astral-religiösen Vorstellungen waren. Die Beobachtung des Himmels war keine astronomisch-wissenschaftliche Tätigkeit, sondern eine sakrale Handlung. Durch die richtige Deutung der Ereignisse hatte die Gemeinschaft Teil an der göttlichen Ordnung. Auch in Deutschland gibt es zahlreiche Zeugnisse aus prähistorischer Zeit, die zeigen, dass unsere Vorfahren astral-religiöse Kulte praktizierten. Ein besonderer Fund ist dabei die Himmelsscheibe von Nebra.

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Autor dieses Artikels:  Prof. Dr. Bruno Deiss

In Zusammenarbeit mit dem Physikalischen Verein, Frankfurt a.M.
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