Mond - Geschichte 

Prähistorische Astronomie

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©RedShift Sternenkunde
Insbesondere im Westen und Nordwesten Europas sind uns steinerne Zeugnisse darüber erhalten geblieben, dass die Menschen der Stein- und Bronzezeit auch in unseren Breiten die Bewegung der Himmelskörper sehr genau beobachtet haben. Das wohl berühmteste Bauwerk aus dieser Megalith-Kultur ist Stonehenge in Südengland. Auch aus Deutschland liegen bedeutende Funde vor.

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©Mission Mond

"Megalith" bedeutet "Großer Stein". Megalith-Bauwerke können einzeln stehende Menhire, zu mächtigen Steinkammern zusammengebaute Dolmen oder aber Steinkreise (in Englisch: "henge") sein. In fast allen Fällen scheint die Ausrichtung oder Lage der Bauwerke auf bestimmte markante Punkte am Horizont orientiert zu sein, die eine astronomische Bedeutung haben. Dies ist vielfach die Stelle am östlichen Horizont, an dem die Sonne genau zum Sommer- bzw. Winteranfang aufgeht. Aber auch bestimmte Mondpositionen waren für diese Menschen offenbar besonders wichtig.

Die komplexe Anlage von Stonehenge entstand über einen Zeitraum von etwa 1.400 Jahren, in denen immer wieder Umbauten vorgenommen wurden. Etwa 2900 v.Chr. - also noch in der Jungsteinzeit - wurde mit dem Aushub eines Ringgrabens von ca. 100 Metern Durchmesser begonnen. Von Anfang an blieb eine Öffnung oder ein Tor im Grabenumlauf in nordwestliche Richtung bestehen, die den Aufgangspunkt der Sonne zur Zeit der Sommersonnwende markiert.

Bild vergrößernAufgangspunkte der Sonne
©Mission Mond

Sehr bald darauf wurden die vier als "Stationen" bezeichneten Steine bzw. kleineren Erdhügel im inneren Umlauf des Grabens angelegt. Mit diesen vier Markierungen sind weitere Visierlinien möglich. Zwei davon geben erneut die Richtung zum nördlichsten Aufgangspunkt der Sonne vor und verstärken damit die Bedeutung dieser Richtung bzw. dieses besonderen Tages der Sommersonnwende. Die beiden anderen parallelen Visierlinien zeigen nach Südosten. Der entsprechende Horizontpunkt liegt jedoch viel weiter südlich als der südlichste Aufgangspunkt der Sonne zur Zeit der Wintersonnwende.

Bild vergrößernAufgangspunkte des Mondes zu den Großen Wenden
©Mission Mond

Der Mond aber kann noch weiter südlich aufgehen als die Sonne. Allerdings erreicht er diese Große Südliche Mondwende nur alle 18,6 Jahre. Danach schrumpft die Strecke zwischen nördlichstem und südlichstem Aufgangspunkt des Mondes immer mehr zusammen, bis sie nach etwa 9 Jahren während der Kleinen Mondwende ihren kleinsten Wert erreicht. Danach kehrt sich der Vorgang wieder um. Den Punkt der Großen Südlichen Mondwende kann nur der Sommervollmond erreichen, dessen Bahn nur sehr flach über dem Horizont liegt.

Bild vergrößernAufgangspunkte des Mondes zu den Kleinen Wenden
©Mission Mond

Die Ursache für die Veränderung des Mondaufgangspunktes liegt in der Neigung der Mondbahn gegenüber der Erdbahn um etwa 5 Grad. Die Kipprichtung bleibt aber nicht konstant. Stattdessen "torkelt" die gekippte Mondbahn wie ein Kreisel mit einer Umlaufzeit von 18,6 Jahren. Der Mond legt somit einen Rhythmus von "Jahrzehnten" fest, der für die damaligen Menschen von besonderer Bedeutung war.

Bild vergrößernAufgangspunkte des Mondes zu den Wenden
©Mission Mond

Für die spätere Verwendung der Anlage von Stonehenge gibt es möglicherweise einen "Zeitzeugen": Der griechische Geograph Diodorus Siculus schrieb etwa im Jahre 8 n.Chr., dass es auf der Insel der Hyperboräer, das sind die Bewohner der nördlichen Hemisphäre, einen "sphärischen Tempel des Sonnengottes Apollo" gäbe. Des weiteren notiert er, dass man "den Mond von Hyperborea aus betrachtet nur knapp über der Erde stehen sieht", und weiter, dass "der Gott alle 19 Jahre zu der Insel zurückkehrt, also der Periode, in der die Sterne ihren Zyklus vollenden".

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©Mission Mond

Insbesondere in Norddeutschland gab es zahlreiche Steinkreise und auch Dolmen, die hier Hünengräber genannt werden. Nicht wenige vielen der "Flurbereinigung" zum Opfer. Aber es gibt noch zahlreiche andere Zeugnisse aus prähistorischer Zeit, die zeigen, dass unsere Vorfahren astral-religiöse Kulte praktizierten. Eines davon ist die etwa 4600-4800 v.Chr. errichtete "Ellipse von Meisternthal" in Bayern: ein exakt in Nord-Süd-Richtung ausgerichteter elliptischer Ringwall von etwa 50 Metern Durchmesser. Von den beiden Brennpunkten der Ellipse visierte man durch ein östliches Tor auf die Sonnenaufgangspunkte zu den Sonnenwenden. Durch Unterteilung der Verbindungslinie zwischen den beiden Brennpunkten konnte so ein ganzjähriger Kalender eingerichtet werden. Damit stellt diese fast 7.000 Jahre alte Anlage das weltweit älteste Kalenderbauwerk dar.

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Autor dieses Artikels:  Prof. Dr. Bruno Deiss

In Zusammenarbeit mit dem Physikalischen Verein, Frankfurt a.M.
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