Zond 

Zond

Eine Serie von unbemannten Sonden zur Erkundung des Mondes und einiger Planeten. Teil des ursprünglich mit dem Ziel bemannter Mondumrundungen geplanten Projekts Lunar L1.


Bild vergrößernZond 5
©NASA/ARC

Die Missionen Zond 1 bis Zond 3 haben mit den folgenden Missionen nur den Namen gemeinsam. Zond 1 war eine Venusmission, während Zond 2 und 3 Richtung Mars starteten. Zond 3 fotografierte dabei im Vorbeiflug die Mondrückseite.

Im August 1964 entschied das Zentralkomitee der kommunistischen Partei der Sowjetunion die Zweiteilung ihres bereits im April 1962 bekannt gemachten bemannten Mondflug-Programms: Mondumrundung und Mondlandung sollten weitgehend unabhängig voneinander in Angriff genommen werden. Mit dem Projekt Lunar L1 unter Leitung von Tschelomej sollte der erste Mensch in eine Mondumlaufbahn fliegen und zur Erde zurückkehren. Die Basis sollten Proton-Raketen und Sojus-Kapseln bilden. Der Raketenkonstrukteur Koroljow erhielt den Auftrag für das Projekt Lunar L3. Hier galt es, eine neue Rakete ähnlich der amerikanischen Saturn V zu entwickeln. Die N1 sollte neben dem Mutterschiff auch eine Landefähre in eine Mondumlaufbahn transportieren und so eine bemannte Mondlandung ermöglichen.

Bild vergrößernStart einer Proton 8K82K / 11S824
©RKI

Zond 4 und die folgenden Missionen waren Teil des nun in das Programm Lunar L1 integrierte Zond-Programm. Mit den modifizierten Sojus-Kapseln der ersten Generation wurden einerseits Informationen über den Mond gesammelt, in erster Linie aber dienten sie als Testmissionen für bemannte Mondflüge. Alle wurden von einer Tyazheliy Sputnik-Trägerplattform im Erdorbit gestartet. Die Benennung der Missionen folgte scheinbar einer gewissen Regel der sowjetischen Nomenklatura für Erfolg bzw. Fehlschlag bei Raumfahrtmissionen. Verließ eine Sonde erfolgreich die Erdumlaufbahn z.B. in Richtung Mond, erhielt sie den offiziellen Namen Zond und eine fortlaufende Nummer. Fehlstarts, die nicht in ein Erdorbit gelangten, blieben unnummeriert. Blieb die Sonde dagegen aufgrund eines Fehlers im Erdorbit, nachdem der Start in die Umlaufbahn zuvor gelungen war, wurde sie in die Gruppe der unzähligen Kosmos-Satelliten eingereiht. Damit wurde nach außen der Schein gewahrt, nur erfolgreiche Missionen durchgeführt zu haben - der Rest bleibe entweder unbekannt (weil am Boden zerstört) oder wurde als "erfolgreicher" Satellitenstart uminterpretiert.

Bild vergrößernModell von Zond 6
©NASA

Zu den geplanten bemannten Mondumrundungen kam es jedoch nicht mehr. Zahlreiche Fehlschläge aufgrund von Mängeln der Trägerrakete und der ersten Sojus-Kapseln ließen es unmöglich erscheinen, die Amerikaner einzuholen. Und nach dem Erfolg von Apollo 8 im Dezember 1968 wäre man ja auch nur noch "Zweiter" geworden. Die unbemannte Zond 5 war zuvor zwar nach der geplanten Mondumrundung sicher zur Erde zurück gelangt, bei einem bemannten Start der im November 1968 unbemannt gestarteten Zond 6 wäre es allerdings bei der Rückkehr zur Katastrophe gekommen. Möglicherweise hat der Erfolg der Apollo 8 damals zwei sowjetischen Kosmonauten das Leben gerettet: Den undankbaren zweiten Platz und das für einen bemannten Flug zu diesem Zeitpunkt zu große Risiko vor Augen, entschied man folgerichtig, die bereits für die Monate März, Mai und Juli 1969 geplanten bemannten Flüge abzusagen.

Bild vergrößernStart einer N-1
©RKI

Von den verbliebenen vier Kapseln umrundeten zwei unter der Bezeichnung Zond 7 und Zond 8 unbemannt den Mond. Die restlichen zwei Kapseln wurden zur Verwendung beim Mondlande-Projekt eingemottet. Doch auch das Projekt Lunar L3 wurde schließlich eingestellt, als nach vier zum Teil verheerenden unbemannten Fehlstarts der neuen Rakete N1 klar wurde, dass man bei einer bemannten Mondlandung den Amerikanern ebenfalls nicht zuvor kommen würde.

Bild vergrößernBlick ins Innere der Rückkehr-Kapsel (Zond 7)
©RKI

Zum Teil fanden die für die bemannten sowjetischen Mondmissionen benannten Kosmonauten dennoch ihren Weg ins All. Im Rahmen der Sojus-Missionen der folgenden Jahre gelang es der UdSSR sogar, den Amerikanern mit dem Bau einer ersten Raumstation im Erdorbit zuvor zu kommen. Bevor die USA im Mai 1973 mit Skylab ihre erste Station im Orbit bezogen, hatten die Sojus-Kosmonauen bereits im April 1971 und April 1973 mit Saljut 1 und Saljut 2 erste Erfahrungen beim Betrieb von Orbitalstationen gesammelt.

Bild vergrößernApollo-Sojus-Test-Projekt
©NASA

Das amerikanisch-russische Apollo-Sojus-Test-Projekt (ASTP) kann man denn auch als friedliches und zukunftsweisendes Ende des "Wettlaufs zum Mond" interpretieren, das mehr als nur einen Abschluß des Apollo-Projekts bildete. Die Sowjets schienen jedenfalls ihren Frieden mit dem Verlauf des Rennens gemacht zu haben. Die für die UdSSR fliegenden Kosmonauten Waleri N. Kubassow und Alexej A. Leonow gehörten übrigends ursprünglich zur Gruppe der für die bemannten sowjetischen Mondumrundungen ausgebildeten Kosmoanuten. Leonow war sogar bereits als Besatzungsmitglied eines geplanten Fluges ernannt worden, der dann jedoch abgesagt wurde.





 
 
 
 
 
 
 


 


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